Schmerzfrei leben
Definition
Die Wahrnehmung von Schmerz beruht auf Wechselwirkungen von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren. Dies hat zur Folge, dass Schmerz eine subjektive Wahrnehmung ist, die nicht alleine durch neuronale Signale der Nervenfasern bestimmt wird. Vielmehr ist es eine Wahrnehmung, die über komplexe Vorgänge reguliert wird.
Schmerz ist also letztlich das, was der jeweilige Patient als solchen empfindet. Da der physisch „gleiche“ Schmerz individuell unterschiedlich wahrgenommen wird, kann es vor allem in Bezug auf das Ausmaß des Leidens zu Verständigungsschwierigkeiten kommen.
Kennzahlen
Schmerzen lassen sich nur schwer vermeiden. Vor allem an den klassischen Schmerzformen wie Rücken– oder Kopfschmerzen kommt wohl kaum jemand vorbei. Folgende Grafik zeigt die Ergebnisse einer Umfrage von Liebscher & Bracht unter Schmerzpatienten in Deutschland zur Lokalisation ihrer Schmerzen im Jahr 2017:
Abbildung 1: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Statista 2018 / Quelle: Liebscher & Bracht
Neben den Kopf- und Rückenschmerzen können noch zahlreiche weitere Körperbereiche Probleme bereiten. Die Schmerzen sind vielfältig und dennoch kann man mit einigen Methoden positiv auf fast alle Arten von Schmerz positiv reagieren.
Was kann man gegen körperliche Schmerzen tun?
Der Bewegungsapparat des Menschen ist ein komplexes Zusammenspiel von Skelett, Muskeln, Sehnen, Knochen, Bändern und Gelenken. Verschiedene Faktoren können dazu beitragen, dass dieses Zusammenspiel nicht mehr einwandfrei funktioniert. Dazu zählen unter anderem eine einseitige Ernährung, Fehlbelastungen, Übergewicht, aber auch das zunehmende Alter. Denn vor allem die Gelenke altern mit. Bei Störungen des Bewegungsapparates können akute Schmerzen auftreten. Wenn die Probleme nicht behoben werden, können aus diesen akuten Schmerzen schnell langanhaltende und chronische Schmerzen werden. Folgende Tipps können dabei helfen, Schmerzen entweder erst gar nicht entstehen zu lassen oder diese positiv zu beeinflussen:
Mit Ernährung gegen den Schmerz
Die Ernährung spielt vor allem bei Schmerzen in Rücken oder Gelenken, insbesondere bei rheumatischen Schmerzen, eine bedeutende Rolle. Denn bei rheumatischen Schmerzen befinden sich meist Entzündungsherde im Körper, welche durch bestimmte Inhaltsstoffe in Lebensmitteln positiv beeinflusst werden können.
Eine ausreichende Zufuhr von Wasser ist essentiell, um den reibungslosen Ablauf der Körperfunktionen gewährleisten zu können.
Da tierische Fette große Mengen der entzündungsfördernden Arachidonsäure enthalten, sollte man versuchen starken Konsum von Fleisch und Wurst zu reduzieren. Die gesündere Alternative hierfür sind pflanzliche Öle.
Es wird empfohlen zweimal in der Woche Fisch zu essen, da dieser Omega-3-Fettsäuren enthält, welche Entzündungen entgegenwirken.
Der Verzehr von schonend gegartem Gemüse, welches viele wichtige Antioxidantien enthält, schützt die Körperzellen vor schädlichen Einflüssen.
Sowohl Übergewicht als auch der Konsum von Zigaretten und Alkohol wirken sich negativ auf die Beschwerden aus und sollten deshalb vermieden werden.
Mit Bewegung gegen den Schmerz
Bei Schmerzen in Rücken und Gelenken ist auch die regelmäßige Bewegung ein wichtiger Bestandteil der Gegenwehr. Gezielte Bewegungstherapien belasten die Muskeln, Sehnen und Gelenke, jedoch nicht über ein vernünftiges Maß hinaus. Ziel ist es, den Bewegungsapparat so lange wie möglich gesund zu erhalten.
Auch kleine Bewegungsprogramme können hier einen immensen Erfolg erzielen. Dabei ist es egal, ob man spazieren geht, Fahrrad fährt oder ab und zu die Treppe anstatt den Aufzug nimmt. Für Menschen, die Schmerzen während der Bewegung haben, ist es besonders wichtig, einen Sport zu finden, der ihnen Spaß bringt.
Besonders empfehlenswert sind außerdem gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Fahrradfahren oder Walken. Tennis, Fußball, Kampfsportarten oder andere Sportarten mit hohen Stoß- und Schlagbelastungen oder mit abrupten Dreh- und Stoppbewegungen sind hingegen nicht zu empfehlen.
Obwohl die Schmerzen bei Kälte meist zunehmen, sollte auch in der kalten Jahreszeit nicht auf regelmäßige Bewegung verzichtet werden. Sofern dies möglich ist, sollte der Schwerpunkt der Belastung bei Bewegung nicht auf der verletzten Körperpartie liegen. Bestenfalls sollte die Problemzone bei der Bewegung schonend mit trainiert werden.
Mit gezielten Entspannungsübungen gegen den Schmerz
Entspannung hat positiven Einfluss auf das Schmerzverhalten. Deshalb sind Entspannungsübungen wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Yoga oder Qi-Gong bewährte Hilfen bei rheumatischen Schmerzen. Diese Übungen können nicht nur das Schmerzverhalten, sondern auch Muskelverspannungen oder die psychische Belastbarkeit positiv beeinflussen. Auch die Körperwahrnehmung und die innere Haltung gegenüber der Krankheit spielen hierbei eine Rolle.
Akute vs. chronische Schmerzen
Akute Schmerzen sind ein wichtiges Warnsignal des Körpers, um auf eine Krankheit hinzuweisen. Wenn beispielsweise ein Zahn bei kalten Getränken schmerzt, könnte dies ein Hinweis auf Karies sein und man sollte einen Zahnarzt aufsuchen. Nach einer gewissen Zeit kann eine Nervenzelle ein sogenanntes Schmerzgedächtnis entwickeln. Wenn dies der Fall ist, sendet die Nervenzelle weiterhin Schmerzimpulse aus, obwohl es dafür keinen Anlass mehr gibt.
Diesen Vorgang bezeichnet man als chronischen Schmerz. Problematisch hierbei ist, dass selbst angenehme Reize wie beispielsweise Wärme als Schmerz wahrgenommen werden können. Dies führt bei Betroffenen teilweise zu erheblichen seelischen und körperlichen Beeinträchtigungen.
Spezielle Massagetechniken wie zum Beispiel eine Fußreflexzonenmassage können chronische Schmerzen im Idealfall lindern oder sogar heilen. Auch physiotherapeutische Maßnahmen oder Akupunktur können als Linderung dienen.
Fazit
So paradox es auch klingt: Obwohl bei vielen Erkrankungen Bewegungen schmerzen, ist genau die Bewegung der Schlüssel für eine erfolgreiche Therapie. Zwar können auch Schmerzmittel die Beschwerden zeitweise lindern, doch nur durch regelmäßige Bewegung werden die Muskeln langfristig gestützt und können dadurch Kraft und Halt bieten.
Die beste Methode, um chronische Schmerzen zu umgehen, ist es, auf Warnsignale des eigenen Körpers zu achten und akute Schmerzen zeitnah behandeln zu lassen. Somit können sich chronische Schmerzen meistens erst gar nicht entfalten.