Winterschlaf, Lebenselixier oder vergeudete Zeit?
Als Winterschlaf bezeichnet man einen lang währenden Ruhezustand, in welchen bestimmte Tiere unter Herabsetzung ihrer Körpertemperatur während der kalten Jahreszeit fallen. Gleichzeitig verlangsamen sich die Atem- und Pulsfrequenz sowie alle weiteren Körperaktivitäten. Da Tiere während des Winterschlafs keine Nahrung aufnehmen, stammt die benötigte Energie für alle Stoffwechselaktivitäten des Winterschläfers aus den Fettreserven, welche es sich während des Sommers angefressen hat. Im Frühjahr dienen die steigenden Umgebungstemperaturen und die Anreicherung von Stoffwechselendprodukten im Körper der Tiere als Wecksignale, die zur Wärmeerzeugung und somit zu einer Erhöhung der Körperkerntemperatur führen.
Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge ist so etwas wie Winterschlaf auch beim Menschen möglich. Der Vorsitzende der Internationalen Gesellschaft für Winterschlaf – Professor Heldmaier – fand zwei Schaltergene, die für die Steuerung des Winterschlafs entscheidende Enzyme aktivieren oder deaktivieren. Durch sie kann der Stoffwechsel von der normalen Kohlenhydratverbrennung auf Fettverbrennung umgestellt werden. Dieser Prozess ist entscheidend, weil durch ihn im Winterschlaf viel Energie gespart werden kann. Exakt diese Schaltergene gibt es auch beim Menschen. Diese Entdeckung eröffnet diverse Möglichkeiten:
A. Beispielsweise wird erforscht, ob einzelne Organe des Menschen in einen Winterschlaf versetzt werden können. Dadurch wäre es möglich, sie monatelang aufzubewahren. Das würde eine Revolution in der Transplantationsmedizin bedeuten, da Organe bisher innerhalb weniger Tage eingesetzt werden müssen.
B. Auch die US-Army will sich den Winterschlaf zu Nutze machen. In der Hoffnung, verletzte Soldaten in einen stabilen Ruhezustand versetzen zu können, um den Transport ins Krankenhaus zu erleichtern, unterstützt das Pentagon seit Jahren die Forschungsbemühungen. Die NASA wiederum finanziert den Winterschlaf betreffende Forschungsprojekte mit der Absicht, ihre Vision von bemannten Weltraumflügen zu fernen Galaxien und unbekannten Zivilisationen zu verwirklichen.
Es bleibt abzuwarten, welche Fortschritte die Wissenschaft im Bereich Winterschlaf in den nächsten Jahren erzielt. Doch fest steht, dass auch der herkömmliche, tagtägliche Schlaf großartige Vorteile für den Menschen und sein Leben bereithält.
Das passiert im Schlaf
Schlaf ist bei weitem nicht nur eine rein passive Tätigkeit, die lediglich eine Unterbrechung des Tagesablaufes darstellt. Während Teile des Körpers – wie Kreislauf, Atmung und Puls – auf Sparflamme arbeiten, finden während des Schlafens auch wichtige Auf- und Abbauprozesse statt. Und: unser Gehirn arbeitet auf Höchstleistung und verarbeitet die verschiedenen Erlebnisse des Tages während wir schlafen. Wissenschaftler sind sich einig darüber, dass unser Schlaf die unverzichtbare Grundlage für Entwicklung, Wohlbefinden und Gesundheit ist. Übrigens wurde durch ein Urteil des Europäischen Menschengerichtshof, der gesunde Schlaf als Menschenrecht einstuft. Schlaf ist also lebensnotwendig für Körper und Psyche und hat auf verschiedenste Bereiche unseres Körpers positive Auswirkungen:
- Lernen
Unser Gehirn ist im Schlaf aktiver als im wachen Zustand. Dabei wird zum einen Gelerntes im Gedächtnis verankert. Zum anderen wird am Tag Erlebtes bewertet und unbewusst bereits bestehenden Erfahrungen zugeordnet. Die Gedächtnisleistung wird durch andauernden Schlafmangel stark verringert. Schlaf ist also nicht nur hilfreich für das Lernen, sondern sogar notwendig.
- Immunsystem
Auch unser Immunsystem arbeitet im Schlaf auf Hochtouren: Besonders viele immunaktive Stoffe werden ausgeschüttet. Gleichzeitig vermehren sich im Schlaf die natürlichen Killerzellen und die Fresszellenaktivität. Diese erhöhte Immunaktivität ist essentiell um Infektionen zu bekämpfen.
- Reinigung
In unseren Schlafphasen laufen diverse Reinigungsprozesse ab, die unseren Körper von Abfallstoffen befreien. Daher sollte man nach dem Aufstehen bestenfalls für eine gute Ausscheidung sorgen.
Verschiedene Schlafphasen
Dabei ist Schlaf keinesfalls ein gleichförmiger Vorgang. Vielmehr durchlaufen wir unterschiedlich tiefe Schlafphasen, die sich im Laufe der Nacht immer wieder abwechseln. Für die Erholung im Schlaf sind vor allem zwei Phasen wichtig:
- Tiefschlaf
Der Tiefschlaf dient der Erholung des Körpers. In dieser Phase werden wichtige Bausteine gebildet, die für die Erhaltung und Reparatur unserer Organe wichtig sind. Deshalb kann ausreichend langer Schlaf auf Dauer gesehen Alterungsprozesse verlangsamen. - In der Traum-Phase (REM-Phase) findet die geistige Erholung statt.
Die Folgen von Schlafstörungen
Solange Menschen vom Tageslicht abhängig waren, gingen sie bei Sonnenuntergang ins Bett und schliefen bis die Sonne wieder aufging. Die Erfindung der elektrischen Glühbirne vor 150 Jahren eröffnete die Möglichkeit, auch abends und nachts arbeiten zu können. Seitdem wurde Schlaf zunehmend als etwas Überflüssiges betrachtet und der Mensch verlor nach und nach das Gespür für seine innere Uhr.
Auch der digitale Stress wird zunehmend zum Problem: Immer und überall arbeiten zu können, hat zur Verschmelzung von Berufs- und Privatleben geführt. Entgegen der ursprünglichen Erwartungen hat das die Work-Life-Balance aber nicht verbessert.
Statistiken zeigen, dass berufliche Tätigkeiten vermehrt auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten ausgeführt werden. So geben 68 Prozent der Arbeitnehmer an, dass sie auch nach ihrem Feierabend noch berufliche E-Mails checken oder Telefongespräche mit Geschäftspartnern führen.
Dabei lässt sich beobachten, dass Menschen, die rund um die Uhr auf ihre Arbeit zugreifen können, nur selten Ruhezeiten einhalten. In diesem Zusammenhang nennen 59 Prozent der Arbeitnehmer die Verschmelzung von Berufs- und Privatleben als Belastung.
Auf Dauer führt die ständige Erreichbarkeit zu Stress, psychischer Ermüdung oder gar völliger Erschöpfung. Diese Krankheitsbilder führen dazu, dass man im Job und bei sonstigen Verpflichtungen weniger belastbar ist, was wiederum Stress erzeugt. All das gipfelt wiederum in Schlafstörungen und so entsteht ein Teufelskreis, in dem sich viele Betroffene gefangen sehen.
Fast ein Viertel aller Deutschen berichtet von Einschlafproblemen und fast ebenso viele können nachts nicht durchschlafen. Dabei kann mangelnder Schlaf etliche negative Folgen für die Betroffenen mit sich ziehen:
• Psychische Erkrankungen
Laborversuche zeigten, dass Versuchspersonen, denen die REM-Phase entzogen wurde, bereits nach zwei Tagen psychische Auswirkungen wie depressive und aggressive Verstimmungen aufwiesen. Dehnte man diesen Entzug auf mehrere Wochen aus, konnten sogar Angstzustände und schwere Psychosen beobachtet werden.
• Körperliche Erkrankungen
Schlafstörungen begünstigen Entzündungen im Körper, die eine Arteriosklerose zur Folge haben können. Des Weiteren können Kopfschmerzen, Bluthochdruck oder Magen-Darm-Störungen auftreten. Chronische Schlafstörungen können außerdem eine Insulin-Resistenz und eine verschlechterte Glucose-Toleranz – Faktoren, die einen Diabetes begünstigen – bewirken.
• Hunger
Wenn wir schlafen haben wir aufgrund des Appetit hemmenden Hormons Leptin kein Appetitgefühl. Im Wachzustand sorgt sein Gegenspieler – das Hormon Ghrelin – dafür, dass wir Hunger bekommen. Bei chronischem Schlafmangel wird dieses Gleichgewicht gestört und appetitanregende Hormone werden vermehrt ausgeschüttet. Deswegen leiden Menschen mit chronischem Schlafmangel meist an vergleichsweise hohem Körpergewicht.
4 kurze Ideen für besseren Schlaf
Um diesen negativen Auswirkungen des Schlafmangels entgegenzuwirken, können Betroffene unter anderem folgende Möglichkeiten der Behandlung in Erwägung ziehen:
1. Entspannungsübungen
Eine wirksame und natürliche Methode gegen die Schlafprobleme vorzugehen, sind Übungen zur Atem- und Muskelentspannung. Hierfür sind vor allem verschiedene Yoga-Übungen gut geeignet. Außerdem ist es hilfreich, sich beim Wachliegen aktiv auf die eigene Atmung zu konzentrieren, um andere Gedanken weiterziehen zu lassen.
2. Ernährung
Unsere Nahrungsaufnahme hat Einfluss auf die Aktivität unseres Organismus. Es gibt Lebensmittel, die den Schlaf begünstigen und solche, die uns wach bleiben lassen. Generell sollte darauf geachtet werden, nicht mit vollem Bauch schlafen zu gehen. Zwischen der letzten Mahlzeit und der Bettruhe sollten mindestens zwei Stunden liegen. Nahrungsmittel wie eine warme Honigmilch, Tee oder eine Banane können sich positiv auf den Einschlafvorgang auswirken. Andere Lebensmittel wie koffeinhaltige Getränke, Nikotin, säurehaltige Produkte oder fett- und zuckerreiche Lebensmittel sollten hingegen vermieden werden
3. Richtige Matratze
Eine schlechte Liegeposition kann nicht nur zu Schlaflosigkeit, sondern auch zu körperlichen Beschwerden wie zum Beispiel Rückenschmerzen oder Problemen mit den Bandscheiben führen. Deshalb ist es wichtig, sich beim Kauf einer Matratze Zeit zu lassen und sich ausreichend darüber zu informieren welchen individuellen Bedürfnissen diese gerecht werden sollte. Generell sollte die Matratze regelmäßig gereinigt und frisch bezogen werden, um Schmutz und Krankheitserreger so gering wie möglich zu halten. Außerdem sollte sie sowohl aus hygienischen als auch orthopädischen Gründen nach acht Jahren ausgetauscht werden. Dabei kann es außerdem hilfreich sein, die Matratze nach vier Jahren zu wenden, um eine gleichmäßige Nutzung dieser zu gewährleisten.
4. Medikamente
Eine oftmals einfache und schnelle Möglichkeit ruhigen Schlaf zu finden bieten pflanzliche Präparate aus der Apotheke. Besonders gut eignen sich hierfür Heilpflanzen wie Baldrian, Passionsblume, Hopfen und Melisse. Der Vorteil, den diese Präparate bieten besteht darin, dass normalerweise keinerlei Nebenwirkungen auftreten. Schneller wirksam sind synthetische Medikamente mit den Wirkstoffen Diphenhydramin oder Doxylamin. Diese werden jedoch nur bei akut auftretenden, kurzfristigen Schlafstörungen empfohlen.
Dabei kann man nicht pauschalisieren, welche der unzähligen Methoden zur Bekämpfung der Schlafstörungen am effektivsten ist. Jeder Einzelne sollte verschiedene Möglichkeiten ausprobieren und selbst entscheiden, was ihm am besten hilft. Jedoch sollte zunächst auf natürliche Weise versucht werden den Schlafstörungen Abhilfe zu leisten, bevor man zu Medikamenten oder Ähnlichem greift.
Um langfristigen Schlafstörungen entgegenzuwirken, müssen Betroffene eine gesunde Balance zwischen Stress und Erholung erlernen und umsetzen. Schlüssel hierfür sind die Selbstdisziplin sowie die Fähigkeit auf die Signale des eigenen Körpers hören zu können. Selbstdisziplin lässt sich durch Maßnahmen zur Verhaltensprävention schulen. Dabei sollten die Angebote neben theoretischen Informationen auch ein praktisches Training beinhalten.